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Genealogie Selmayr


5. Geschichten Göpel-Bonewitz

Geschichten und Begebenheiten 

Göpel - Bonewitz

Der Pfarrer und der Trunkenbold
Eine Geschichte aus dem Gerstunger Alltag des Jahres 1775
von Gerhard Selmayr
veröffentlich in:  eisenacher land im westen thüringens 
- beiträge zur geschichte, kultur, kunst und natur des wartburgkreises -

Ausgabe 1/1998, Seiten 20 bis 26



Liebesgeschichte aus der Zeit des 30-jährigen Kriegs

Über einen Ahn aus der Familie Göpel in dieser Generation, dessen Geburtsdatum etwa zu Anfang des 3o jährigen Kriegs liegen dürfte, wird in einer Geschichte, die in der Familie Göpel von Generation zu Generation mündlich weitergegeben wurde, folgendes berichtet: 
Der Stammvater der Familie Göpel soll im 30 jährigen Krieg mit dem Heer des Schwedenkönigs Gustav Adolf nach Thüringen gekommen sein. Im Winterquartier verliebte er sich in die Tochter seines Quartierwirts. Ihr zuliebe gab er sein Soldatenhandwerk auf. Als nämlich das Heer des Schwedenkönigs im Frühjahr weiterzog, beging Göpel auf folgende Weise Fahnenflucht: Seine Liebste versteckte ihn unter einem hölzernen Waschzuber. Die nach dem Fahnenflüchtigen ausgesandten Häscher des Schwedenkönigs durchsuchten das gesamte Haus, sahen aber nicht unter den Waschzuber, auf den sich das Mädchen gesetzt hatte. So konnte Göpel bei seiner Liebsten und späteren Frau zurückbleiben. Er soll Schmied gewesen sein. Dies waren einige seiner Nachfahren noch 100 Jahre später.






Der spukende Pfarrer Johann Georg Feuchter in Ruhla

Bericht von Peter Geck aus Ruhla mit folgender Mail vom 13.5.2012: 

„Was ich zur Genealogie Feuchter zusammengestellt habe (nach Thüringer Pfarrerbuch) und was ich über die Familie Schenk gefunden habe, sowie einen kurzen Entwurf eines Artikels für unsere Ruhlaer Lokalzeitung füge ich bei.

Mit freundlichen Grüßen, 
Peter Geck
Die Theatergruppe des Ruhlaer Albert-Schweizer-Gymnasium hat 2012 mit großem Erfolg in der Concordia-Kirche ein Theater-Stück aufgeführt, das auf eine Ruhlaer Sage zurück geht. In ihm wurde die Sage über den Ruhlaer Pfarrer Johann Georg Feuchter (Sohn von 56 und 57) erzählt, der nach seinem Tode in Ruhla gespukt haben soll, da er das am Grabe seiner Frau gegebene Versprechen gebrochen hat, nie mehr zu heiraten. Kurze Zeit nach deren Tod habe er jedoch wieder geheiratet. Wegen dieses Eidbruchs ist er dann verdammt worden und mußte in der Kirche, wo er im Altarraum bestattet wurde, spuken. Jesuitische Exorzisten haben dann seinen Spukort in die Gollert verlegen können, wo er angeblich noch heute spukt.

Dazu eine Vorbemerkung zum Vater des spukenden Pfarrers Johann Georg Feuchter, Pfarrer Johannes Feuchter (AhnenNr. 56, * Neidhartshausen 16.4.1667, + Wolferstedt 1732). Nach Studium in Leipzig wurde er 1694 in Eisenach ordiniert und erhielt 1694 seine erste Pfarrstelle in Ruhla. Dort heiratete er 1695 Anna Splithausen aus Freiensteinau bei Lauterbach in Hessen. Sie starb 1737 in Ruhla. Aus der Ehe gingen 8 Kinder hervor, von denen aber 6 im Kleinkindalter starben. 

Die beiden überlebenden Söhne waren: Johann Wilhelm * 5.3.1699, und Johann Georg, * 29.4.1701, + Ruhla 26.6.1758. Beide Söhne heirateten in Ruhla Schwestern, Töchter des Handelsmanns Jacob Schenck und seiner Ehefrau Maria geb. Sander. 
• Johann Wilhelm heiratete 1724 Anna Catharina Schenck * 26.4.1702. Er war Oberförster in Hildburghausen.
• Johann Georg heiratete 1730 Christina Maria Schenk * 28.9.1704. Er ist der angeblich spukende Pfarrer.

Wie zu den ersten ca. hundert Jahren nach Gründung der Concordia-Kirche, d.h., aus der Veröffentlichung über die Geschichte der Concordia-Kirche - herausgegeben anläßlich des 250jährigen (1911) und 350jährigen (2011) Kirchenjubiläums - hervorgeht, gab es zwischen der Gemeinde und den ersten beiden Pfarrern keine Streitereien. Dies änderte sich jedoch in der Amtszeit des 3. Pfarrers Johannes Feuchter (AhnenNr. 56). Dieser dritte Pfarrer war Johannes Feuchter (AhnenNr. 56), der Vater des spukenden Pfarrers Johann Georg Feuchter.

Der Ruhlaer Gemeinde E.O. (= Eisenacher Orts) war vom Eisenacher Herzog bei ihrer Gründung das Patronatsrecht zuerkannt worden. Um die Nachfolge des 2. Pfarrers hatten sich 8 Kandidaten beworben, von denen 2 von etwa gleich starken Fraktionen in der Gemeinde favorisiert wurden. Da man in Ruhla zu keiner einvernehmlichen Lösung kam, sprach das Oberkonsistorium ein Machtwort, setzte das Patronatsrecht außer Kraft und präsentierte einen eigenen Kandidaten, Johann Feuchter (AhnenNr. 56),  der dann von der Gemeinde auch akzeptiert wurde (wohl akzeptiert werden mußte).
 
Dies war natürlich kein guter Start und es ergaben sich auch bald Streitigkeiten zwischen Pfarrer Johannes Feuchter und Gemeinde, die allerdings erst nach ca. 30jähriger Dienstzeit zu seiner Versetzung führten. Bei diesen Streitigkeiten ging es wohl um Besoldungsfragen. Aber auch die Frau des Pfarrers (AhnNr. 57) mischte sich in die Amtsgeschäfte ihres Mannes ein, was zu Spannungen führte. Nach ca. 30jähriger Tätigkeit in Ruhla wurde Johannes Feuchter 1723 als Oberpfarrer nach Ostheim/Röhn und dann 1728 nach Wolferstedt versetzt, wo er 1732 starb. Seine Witwe kehrte nach dem Tode ihres Mannes nach Ruhla zurück, wo sie 1737 starb. 

Die Beziehungen der Familie Feuchter zu Ruhla können aber trotz Versetzung von Johannes Feuchter nach Ostheim bzw. Wolferstedt nicht so schlecht gewesen sein, wie behauptet wurde, sonst hätten die beiden Söhne nicht die Töchter eines angesehenen Ruhlaer Handelsmanns geheiratet und wäre die Witwe nach dem Tode ihres Mannes (1732) nicht nach Ruhla zurückgekehrt, wo sie 1737 starb, also bevor ihr Sohn dort Pfarrer wurde.

Nach der Versetzung von Johannes Feuchter (AhnenNr. 56)nach Ostheim wurde 1724 Johann Andreas Schulrabe Pfarrer, der aber nach Querelen mit der Gemeinde 1739 als Stiftsprediger nach Eisenach berufen wurde.

Wegen der anhaltenden Streitigkeiten in der Gemeinde wurde der Gemeinde das Patronatsrecht nochmals entzogen und vom Oberkonsistorium Johann Georg Feuchter, Sohn des 3. Pfarrers Johannes Feuchter, 1739 als Nachfolger eingesetzt (das ist der spukende Pfarrer). Man hoffte wohl, daß mit ihm Ruhe eintreten würde, da er mit einer Ruhlaerin verheiratet war, die aus einer der führenden Familien Ruhlas stammte. Diese Hoffnung scheint sich aber nicht bestätigt zu haben. Auch in seiner Amtszeit kam es zu merklichen Streitereien in der Gemeinde, so daß das Oberkonsistorium in Eisenach mit drastischen Strafen drohte. Die verwandtschaftlichen Beziehungen mit der Familie seiner Frau scheinen das Verhältnis zur Gemeinde eher belastet zu haben. Im Landeskirchenarchiv in Eisenach befinden sich zwei interessante Schriftstücke, die darauf hindeuten. 

Johann Georg Feuchter wurde 1701 in Ruhla geboren. Er studierte in Leipzig und wurde 1729 in Eisenach ordiniert. Nach Tätigkeiten in Wolferstedt und in Bischofroda wurde er 1739 Pfarrer in Ruhla Weimarer Anteil). 1730 heiratete er in Ruhla Christina Maria Schenck, die Tochter des Handelsmanns Jacob Schenck, die 1751 starb. Aus der Ehe gingen keine Kinder hervor. 1755 heiratete er dann (angeblich entgegen dem Versprechen gegenüber seiner verstorbenen Frau, nicht mehr zu heiraten) Friederike Dorothea Hartwig, die Tochter des Benstedter Pfarrers Gottlieb Nicolaus Hartwig. Aus der Ehe gingen zwei Töchter hervor, von denen eine als Kleinkind starb. 

Nach dem Tode von Johann Georg Feuchter (Ruhla, 26.6.1758) verließ seine Witwe Ruhla und heiratete später in Dorndorf/Rhön einen Beamten (oo 1.11.1767 Johann Jacob Rudolf, Fürstl. Sächs. Eisenacher. Kammersekretär). Auch sie scheint kein gutes Verhältnis zur Gemeinde gehabt zu haben. Das Angebot von zwei Dukaten, die diese ihr anläßlich des Todes ihres Mannes vermachen wollte, lehnte sie ab, wie extra im Kirchenbuch vermerkt ist. 

Insbesondere zu Johann Georg Feuchters Schwager, dem Kaufmann Johann Wolfgang Schenck, scheint ein gespanntes Verhältnis geherrscht zu haben. Bereits 1740, also ein Jahr nach seinem Amtsantritt, geht es um eine Angelegenheit der Kirchendisziplin, die seinen Schwager, den Kaufmann Johann Wolfgang Schenck, betraf. Schenck hatte 1739 geheiratet. Bereits 6 Monate nach der Heirat wurde ihm ein Sohn geboren. Feuchter bat nun das Oberkonsistorium wegen des schlechten Verhältnisses zu seinem Schwager darum, nicht untersuchen zu müssen, ob das Kind bereits vor der Heirat gezeugt worden sei. Es könnte sich durchaus um eine Frühgeburt handeln, da Feuchter schreibt, daß er das Kind wegen seines schlechten Gesundheitszustandes genottauft habe.

In einem zweiten Schreiben aus dem Jahre 1746 bittet Johann Georg Feuchter darum, nicht die Leichenpredigt für seine Schwiegermutter halten zu müssen, da das Verhältnis zu ihr sehr schlecht war. Zu diesem Zeitpunkt war seine Schwiegermutter 77 Jahre alt und er rechnete mit ihrem baldigen Tod. Sie starb aber erst 1751.

Es ist zu vermuten, daß die negative Propaganda gegen Johann Georg Feuchter, die Grundlage für die Spukgeschichte ist, wohl von der Familie Schenck ausgegangen ist und möglicherweise auch von der Familie Malsch, beides führende Familien in Ruhla Eisenacher Orts. Johann Wolfgang Schenk´s Frau Elisabeth Margaretha war eine geborene Malsch. 



Anforderung unter Kontakt: gerhard.selmayr@kit.edu
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